Prof. Dr. William F. Martin vom Institut für molekulare Evolution der HHU konnte bereits den zweiten ERC Advanced Grant einwerben. In seinem aktuellen Projekt „eMicrobevol – Early Microbial Evolution“ wird er den Verlauf der frühen Evolution auf der Erde erforschen.
Seit mehr als 3,8 Milliarden Jahren gibt es Leben auf der Erde, aber erst seit einer Milliarde Jahren in Form makroskopisch sichtbarer Lebensformen. Der größte Teil der Evolution lief also auf Basis der Kleinstlebewesen, der Mikroben, ab. Prof. Martin wird sich auf drei Aspekte der frühen Zellevolution konzentrieren:
Abteilung Forschungsmanagement der HHU
EU-Büro des BMBF
- Wie unterscheiden sich die Evolutionsprozesse zwischen den beiden grundlegenden Formen von Einzellern, den Eukaryoten (Zellen mit Zellkern) und den Prokaryoten (solche ohne Zellkern)? Während Prokaryoten in der Natur untereinander Gene austauschen, wurde dies bei Eukaryoten bisher nur im Labor nachgewiesen. Ob dieser Austausch während der Evolution stattfand, soll geklärt werden.
- Welche Rolle spielt die Symbiose bei der Entstehung komplexen Lebens? Bekannt ist, dass die Mitochondrien – die „Kraftwerke“ tierischer Zellen – und die Plastiden – in denen in Pflanzen die Photosynthese geschieht – ursprünglich eingewanderte Bakterien waren. Mit neuen Verfahren der evolutionären Genomanalyse will Prof. Martin klären, ob ähnliche Gentransferereignisse von anderen Bakterien auf Eukaryoten während der Evolution stattgefunden haben, oder ob die Natur die genetischen Grenzen zwischen den Prokaryoten und den Eukaryoten respektiert.
- Wie und wo haben die allerersten Zellen gelebt, wovon haben sie sich ernährt? Und vor allem, wie und woraus sind sie erstanden? Bei diesen sehr grundsätzlichen Fragen wird Prof. Martin interdisziplinär mit Geochemikern und Mikrobiologen zusammenarbeiten, um ein konsistentes Bild der frühen Evolution zu erhalten.
ERC Advanced Grant
Das European Research Council ist die Förderorganisation für grundlagenwissenschaftliche Spitzenforschung der Europäischen Union. Sie ermutigt Wissenschaftler aus der EU, in wettbewerblichen Verfahren ihre Vorschläge für neue Forschungsprojekte einzureichen. In verschiedenen Förderlinien werden sowohl Nachwuchswissenschaftler als auch etablierte Forscher angesprochen. Zielgruppe der ERC Advanced Grants sind etablierte, aktive Wissenschaftler mit einer herausragenden wissenschaftlichen Leistungsbilanz. Bei der Begutachtung der wissenschaftlichen Leistung sind die letzten zehn Jahre vor der Antragstellung maßgeblich. In die Bewertungen gehen Publikationen in internationalen Zeitschriften, Patente, Konferenzbeiträge, Forschungspreise und Akademiemitgliedschaften ein. ERC Advanced Grants werden in der Regel mit maximal 2,5 Millionen Euro für eine maximal fünfjährige Laufzeit gefördert. Projektanträge werden in einem mehrstufigen Peer Review-Verfahren von unabhängigen Experten allein auf Basis der wissenschaftlichen Exzellenz bewertet. Die besondere Auszeichnung, einen ERC Advanced Grant zu erhalten, dokumentiert auch durch die Erfolgsquote: Sie lag bei der aktuellen Ausschreibung bei lediglich rund 8%. Weitere Informationen:
