Rektorin Prof. Dr. Anja Steinbeck begrüßte mit Wickert einen Gastprofessor, der „wie kaum eine andere Person von seiner Branche für einen kritischen, engagierten und wahrheitssuchenden Journalismus steht“. Mit Vorlesungsreihe der Heinrich-Heine Gastprofessur komme die Universität ihrer gesellschaftlichen Verantwortung, Foren zu schaffen und intellektuelle Orientierung zu bieten, nach. Sämtliche Gastprofessoren seinen kritische Geister und Querdenker gewesen, „deren Themen alle um die Heine’schen Grundwerte ‚Toleranz, Offenheit und Demokratie‘ kreisten.“
Wickert kritisierte in seiner einstündigen Vorlesung deutlich Versuche der politischen Einflussnahme auf die Berichterstattung in den Medien, zeigte am Beispiel des entlassenen ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender, dass es auch in Deutschland immer wieder solche Versuche gibt. Die Bezeichnung der Medien als der „vierten Gewalt“ lehnte er allerdings ab: „Zum einen fehlt es den Medien an demokratischer Legitimation und Transparenz, zum zweiten wird der größte Anteil der Medien aus wirtschaftlichem und nicht aus demokratischem Interesse betrieben.“ Den „Trend zu Apokalypse“, die Tendenz, immer spektakulärere Meldungen auch einmal ungeprüft zu veröffentlichen, kritisierte Wickert scharf.
Wickert forderte: „Wir müssen uns damit befassen, dass die moderne demokratische Gesellschaft sich eigene Denktabus eingerichtet hat“ und verwies auf das Problem der Selbstzensur, das in der aktuellen politischen Situation immer wieder dazu führe, dass Fakten nicht komplett berichtet würden. Er betonte: „Aufzuklären ist nun einmal eine der nobelsten Regeln unseres Handwerks. Dazu bedarf es der Vernunft. Und ich hoffe sehnsüchtig, dass wir immer wieder den Mut zur Vernunft finden“.
Die zweite Vorlesung von Ulrich Wickert findet am 13. April (16.30 Uhr, Hörsaal 3A) statt und beschäftigt sich mit „Macht und Verantwortung der Medien".
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